Bloß nicht nass werden! Ein Leben AUF dem Teich.

Eine Bewegung lässt die eben noch glatte Oberfläche des Teichs für einen Moment erzittern. Und gleich noch einmal, und noch einmal, immer wieder an unterschiedlichen Stellen. Regentropfen können es nicht sein, denn die Sonne scheint und es sind nur wenige kleine Wolken zu sehen. Einige vorsichtige Schritte zum Ufer und ein genauer Blick später offenbaren den oder genauer gesagt die Verursacher der Wasserbewegungen: kleine, dünne Tiere gleiten mit ruckartigen Bewegungen flink über das Wasser. Sie fliegen nicht, sie schwimmen nicht – sie laufen auf der Wasseroberfläche, und das, ohne einzusinken!

Es handelt sich um Wasserläufer, einer Gruppe, die zu den Wanzen gehört und die die Wasseroberfläche als Lebensraum und vor allem als Jagdrevier nutzen. Mit ihren feinen Sinnesorganen an den Beinen nehmen sie in Sekundenschnelle wahr, wenn ein Tier unfreiwillig ins Wasser fällt. Sie sprinten schnell wie ein Rettungsschwimmer und angetrieben durch die Kraft ihrer mittleren Beine zum Ertrinkenden. Allerdings wird anschließend niemand gerettet, sondern der Wasserläufer kann sich den Bauch vollschlagen. Allein bleibt er dabei selten, denn auch andere Wasserläufer sind durch die Wasserbewegung aufmerksam geworden und schließen sich dem Festmahl an.

Anders als die meisten Insekten, die gut an ihren sechs Beinen erkannt und dadurch von den achtbeinigen Spinnentieren unterschieden werden können, nutzten Wasserläufer nur vier ihrer Beine zum Laufen. Dabei geben die hinteren Beine die Richtung vor und die mittleren sorgen für Geschwindigkeit. Ähnlich wie bei den Gottesanbeterinnen nutzen die filigranen Tiere ihre Vorderbeine nicht zum Laufen sondern als Fangbeine um ihre Beute festzuhalten. Gefahr für uns Menschen besteht hier keine: die bis zu 2 cm großen Wasserläufer beißen oder stechen uns nicht, ihnen kommen nur andere Insekten unter den Rüssel.

Dass sie bei ihren Touren über die Wasseroberfläche nicht einsinken, haben die flinken Wanzen zum einen ihrem geringen Körpergewicht und zum anderen einem dichten Pelz an den Fußsohlen zu verdanken. Durch die kleinen Härchen bleibt die Oberflächenspannung des Wassers intakt und die Tierchen trocken. Das ist auch gut so, denn sie können weder schwimmen noch mögen sie Wasser besonders gern. Sobald es anfängt zu regnen, flüchten sie ans sichere Ufer und suchen sich einen trockenen Platz zum Unterstellen.

Wasserläufer sind jedoch nicht die einzigen Wanzen, die an Teichen beobachtet werden können. Viele von ihnen haben besondere Anpassungen an ihren Lebensraum und deshalb auch skurrile Eigenarten: So nutzen die Rückenschwimmer die andere Seite der Wasseroberfläche und schwimmen mit ihren kräftigen Schwimmbeinen und mit dem Bauch nach oben, der Wasserskorpion lebt in den Wasserpflanzen am Ufer und besitzt neben kräftigen Scheren ein langes Atemrohr, welches er aus dem Wasser strecken kann und die Wassernadel ist gut getarnt, denn sie sieht aus wie ein kleines Ästchen.

Bloß nicht nass werden! Ein Leben AUF dem Teich.

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